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Wo komme ich eigentlich her, was sind meine Wurzeln? Diese Frage hat sich vielleicht jeder schon einmal gestellt. Das Eintauchen in die eigene Familiengeschichte ist oft vergleichbar mit einem Erforschungsakt – und wie jede Forschung kann auch die Familienforschung zu unerwarteten Ergebnissen oder sogar einschneidenden Entdeckungen führen.
So erging es dem erfolgreichen Goldschmied Peter Kreitmeir aus Murnau am Staffelsee, der nach einer tiefgreifenden persönlichen Veränderung den Entschluss fasste, sich mit seiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Die intensive Spurensuche im Zusammenhang mit Kreitmeirs Großvater brachte schließlich einen zu Unrecht vergessenen Namen in die Musikwelt zurück: den des Komponisten Hans (oder auch Hanuš) Winterberg (1901–1991).
Der Weg zu dieser Entdeckung war nicht einfach. Winterbergs Lebensgeschichte musste mühsam aus verstreutem Archivmaterial rekonstruiert werden. Man fand heraus, dass er aus einer jüdischen Familie in Prag stammte, eine Katholikin heiratete, ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurde, später (d.h. nach Kriegsende) nach Deutschland/ Bayern gelangte und dort als Sudetendeutscher anerkannt wurde. Noch komplizierter gestaltete sich zwischenzeitlich der Zugang zu seinem kompositorischen Werk: Auf Anordnung von Winterbergs Adoptivsohns sollte der gesamte Nachlass eigentlich von 2002 bis zum 1. Januar 2031 (!) im Sudetendeutschen Musikinstitut unter Verschluss bleiben. Erst 2015 wurde diese ungewöhnliche Verfügung außer Kraft gesetzt – und seither tritt eine vergessene Perle nach der anderen aus Winterbergs Schaffen zutage.
Die fünf Klaviersonaten sind zweifellos solche Juwelen. In der kurzen Zeitspanne von nur vierzehn Jahren – zwischen 1936 und 1950 – komponiert, spiegeln sie die enormen Spannungen einer Epoche wider, in deren Zentrum die Menschheitskatastrophe des Zweiten Weltkriegs stand. Darüber hinaus lassen sich daran sowohl die stilistische und technische Entwicklung Winterbergs als auch den Wandel der Sonatengattung in der tschechischen Musik nachvollziehen. Während diese Stücke zu Winterbergs Lebzeiten anscheinend nie öffentlich aufgeführt worden sind, werden sie ab dem Juni 2025 endlich für jedermann erlebbar. Die weltweit erste CD-Einspielung mit dem versierten britischen Pianisten Jonathan Powell erscheint dann beim Berliner Label eda records.