Zlata Chochieva mit „Chiaroscuro“ – Klavierwerke von Mozart und Skrjabin

Es passiert nicht oft, dass eine CD-Produktion nicht nur Vergnügen für die Ohren, sondern auch für die Augen bietet. Das neue Album der Pianistin Zlata Chochieva gehört zu eben solchen Ausnahmen. Durch das Spiel mit Licht und Schatten gekennzeichnet, wirkt dessen Cover wie eines der Gemälde von Caravaggio. Die auffällige stilistische Ähnlichkeit mit der Kunst des Meisters der Hell-Dunkel-Malerei erklärt sich durch die Gesamtkonzeption ihrer neuen CD-Einspielung. Diese trägt den geheimnisvollen Titel „Chiaroscuro“.

Die effektvollen, dramatischen Kontraste von Hell-Dunkel, die mit dem eigentlich technischen Ausdruck „Chiaroscuro“ verbunden sind, inspirierten die Pianistin zu einer raffinierten Werkkombination. Einige vergleichsweise wenig beachtete Klavierkompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart – neun Variationen in D über ein Menuett von J. P. Duport, zehn Variationen in G über eine Arietta von C. W. Glück sowie die kleine Gigue in G – verknüpft sie mit zwei Zyklen von Préludes (op. 15 und op. 16) und zwei Sonaten (Nr. 3, op. 23, und Nr. 10, op. 70) von Alexander Skrjabin. So kreiert sie eine Art musikalischen Kristall, der in all seinen Facetten überrascht und berührt.

Lediglich eine der Kristallecken reflektiert dabei recht klar das traditionelle Bild der beiden Komponisten, wonach Mozart als das „Licht im apokalyptischen Himmel Skrjabins“ erscheint; in den anderen hingegen wird mal die dunkle Seite des Wiener Klassikers ausgeleuchtet (etwa in den Moll-Variationen) und mal die helle Seite des russischen Magiers aufgezeigt (speziell in den Frühwerken). Das Lichtspiel mit all seinen Facetten führt beim Durchlaufen des CD-Programms insgesamt dazu, dass Skrjabins mystische Stimmung einen subtilen Schatten auf Mozarts Musik wirft, und Mozarts scheinbare Einfachheit Skrjabins dichte Musik erhellt. 

Die außergewöhnliche Natürlichkeit, mit der Zlata Chochieva den russischen und den österreichischen Meister einander nahebringt und (jeweils) von gängigen Stereotypen befreit, ist kein Zufall. Sie wuchs in Moskau auf, verbrachte aber mehrere Jahre in Salzburg. Im Laufe des Vorbereitungsprozesses auf die Studioaufnahme hatte sie die einzigartige Möglichkeit, sich in die Gedankenwelten der beiden Komponisten zu vertiefen und diese besser zu begreifen. Kein Wunder also, dass Zlata Chochieva nun mit dem Album Chiaroscuro, welches vom International Piano Magazine bereits als „Critics‘ Choice“ auserkoren und auszeichnet wurde, ein Ergebnis vorlegen konnte, das nicht zuletzt in künstlerischer bzw. interpretatorischer Hinsicht beinahe so vollkommen ist wie ein Kristall.