Lilit Grigoryan mit Música callada von Frederic Mompou

Bei der Música callada (was auf Deutsch so viel bedeutet wie „Stille Musik“ oder auch „Schweigende Musik“) des katalanischen Komponisten Frederic Mompou (1893-1987) handelt es sich um einen aus vier Heften bestehenden Zyklus von insgesamt 28 kürzeren Klavierstücken, die in den 1950er und 1960er Jahren entstanden sind. Es war Mompous letzter Beitrag für Solo-Klavier; er selbst betrachtete das Werk als einen Höhepunkt seines Schaffens.

Ein wichtiger Schlüssel zur Música callada stellt ein Gedicht des spanischen, christlichen Mystikers San Juan de la Cruz (1542-1591) dar. Dort, das heißt im Cántico Espiritual, kann man lesen:

Die ruhige Nacht,
vor Anbruch der Morgenröte,
die Musik der Stille,
die klingende Einsamkeit,
das Mahl, das erquickt und die Liebe weckt.

De la Cruz kommentiert und erläutert die Stelle wie folgt: „Dies ist die Stille Musik, denn sie ist das ruhige und stille Wissen, ohne hörbare Stimme; und so genießt man in ihr die Süße der Musik und die Ruhe der Stille. Die Seele sagt, dass der Geliebte stille Musik ist“.

Auch unabhängig von solchen eher schwärmerischen Zeilen lässt sich die Idee der Música callada recht gut auf den Punkt bringen. Sie ist der Versuch einer rein kontemplativen Musik. Sie möchte nichts Geringeres, als uns den Indifferenzpunkt zwischen Subjekt und Objekt aufzuzeigen bzw. zu vermitteln. Ein ähnliches Projekt hatte schon Alexander Skrjabin zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit seinen späten Klavierwerken verfolgt.

Nach dem Album Variations sérieuses (2018) ist Música callada bereits die zweite Studioproduktion (Klavier solo), welche die aus Armenien stammende und heute in Rostock lebende Pianistin Lilit Grigoryan in Kooperation mit der Funk Stiftung realisiert hat. Die CD ist am 15. Oktober 2021 beim britischen Label Orchid Classics erschienen. Ein ebenfalls von der Stiftung unterstütztes Präsentationskonzert wird am 2. November 2021 im Kleinen Saal des Konzerthauses Berlin zu erleben sein.