CD-Einspielung des Hegel Quartets: „From Vienna to Hollywood“ – Kammermusikwerke von Kreisler und Korngold

Bereits vor einigen Jahren konzipierte das Stuttgarter Hegel Quartet ein neues Programm, dessen Titel an einen Roman oder Abenteuerfilm erinnert: „From Vienna to Hollywood“. Zwei individuelle Auswanderungsgeschichten stecken hinter diesem Titel, die zudem mit zwei Katastrophen des 20. Jahrhunderts, den beiden Weltkriegen, eng verbunden sind.

Zum einen ist da die Geschichte von Fritz Kreisler, dem österreichischen Geigenvirtuosen und Komponisten gefälliger Salonmusik, der 1914 vier Wochen als Soldat an der Front verbrachte. Nachdem er eine kriegsbedingte Verletzung davongetragen hatte, wanderte er schließlich nach Amerika aus, wo er eine durchaus andere Seite von sich zeigte: 1919 präsentierte er dort nämlich sein eigentliches Meisterstück, das Streichquartett in a-Moll. Der klassische viersätzige Zyklus gerät bei Kreisler zu einer emotionalen Klangdarstellung von Kriegserlebnissen.

Zum anderen gibt es da die Geschichte von Erich Wolfgang Korngold, dem österreichischen Komponisten jüdischer Herkunft, der 1939 von Wien nach Hollywood emigrierte. Im Auftrag der Warner Brothers komponierte er fortan fleißig Filmmusik und konnte sich nur noch in seiner Freizeit der Realisation von Projekten widmen, die ihm wirklich am Herzen lagen. So entstand unter anderem gegen Ende des Krieges das Streichquartett Nr. 3, op. 34, in D-Dur – ein Meisterwerk mit einem dramatischen Adagio im Zentrum, in welchem sich ein einfaches liedhaftes Thema allmählich in eine hochexpressive und traurige Bekenntnismusik verwandelt.

Die Mitglieder des Hegel Quartets – Natalie Chee (erste Geige), Emily Körner (zweite Geige), Paul Pesthy (Bratsche) und Elena Cheah (Cello) – rezipierten diese Geschichten auf durchaus persönliche Weisen, das heißt durch das Prisma eigener Erfahrungen. Nicht nur haben sie alle sich vor längerer Zeit selbst einmal dazu entschlossen, ihre jeweiligen Herkunftsländer (Australien, USA und Kanada) zu verlassen, um sich ein neues Zuhause in einem anderen Weltteil aufzubauen. Außerdem er- und durchlebten die Vier während der Pandemie (wie leider so viele Menschen) eine Art Exilsituation und diverse Krisen. Vor solch’ existentiellem Hintergrund erfuhr die ursprüngliche Konzeption für „From Vienna to Hollywood“ dann auch noch eine gewisse Veränderung. Für die CD-Einspielung, die bereits am 1. April 2022 beim Plattenlabel ARS Produktion erschienen ist, hat das Hegel Quartet eine Art musikalisches „Nachwort“ vorbereitet: Korngolds drei Stücke aus Viel Lärm um nichts (1920). Aus diesen zwar recht nostalgisch anmutenden Klängen hört man dennoch deutlich die positive Botschaft heraus: Nichts ist für immer da! Es gibt immer das Licht am Ende des Tunnels!

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