Die Emanuel Moór Konzerte 2025 in der Hamburger Elbphilharmonie

Es war in einer Nacht des Jahres 1920, als sich das Leben des damals 57-jährigen Pianisten und Komponisten Emanuel Moór auf den Kopf stellte. Um vier Uhr morgens erwachte er in seinem Haus in der Schweiz im Zustand höchster Aufregung. Im Traum hatte er am Klavier gesessen und gespielt – aber was war das für ein Klavier?

Dieses „traumhafte“ Instrument hatte nicht nur ein, sondern gleich zwei übereinander positionierte und miteinander gekoppelte Manuale! Und in welcher Klangfülle ertönte da die Musik seines Lieblingskomponisten J.S. Bach! Sofort sprang Moór auf, zog sich an und machte sich auf den Weg zu einem kleinen Bauernhof, wo er ein altes Klavier bzw. einen Flügel aufbewahrte. Voller Begeisterung untersuchte er die Mechanik dieses Instruments und stellte bald fest: So ein zweimanualiger Flügel muss kein Traum bleiben! Er kann gebaut werden!

Es dauerte nun gut zwei Jahre, bis aus dem Traum auch Wirklichkeit wurde. In diesem Zeitraum passierte viel: Hoffnung und Enttäuschung wechselten sich ab; Versuche, mit Klavierbauern zu kooperieren, waren zunächst nicht von Erfolg gekrönt – aber dem findigen Moór gelang es, einen Prototyp im Eigenbau herzustellen. Erst im Frühjahr 1922 kam dann der völlige Durchbruch. Das Instrument neuen Typs wurde als Duplex-Coupler Grand Piano in der Royal Society for Arts, Manufactures und Commerce in London der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Wirkung der Präsentation war beachtlich. Branchengrößen wie Pleyel, Bechstein, Steinway und Bösendorfer begannen daraufhin mit der Massenproduktion solcher Instrumente; die Presse wurde nicht müde, den „edlen und grandiosen Klang“ des neuen Flügelmodells zu loben. Doch nach Moórs Tod im Jahr 1931 ging die Popularität seiner Erfindung allmählich zurück; noch vor dem Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion überall eingestellt. Das Duplex-Coupler verstummte praktisch für lange Zeit. 

Dank der Bemühungen des deutschen Cellisten David Stromberg könnte sich diese Situation aber wieder ändern. Die von ihm initiierte Konzertreihe „Emanuel Moór Konzerte“ im kleinen Saal der Hamburger Elbphilharmonie stellt nämlich das Instrument und seinen Erfinder in den Mittelpunkt. Dabei tritt Stromberg auch selbst in Aktion. Zusammen mit anderen Streicherkollegen und dem Pianisten Florian Uhlig widmet er sich sowohl Moórs eigenen Kompositionen als auch Werken aus dessen Umfeld. Die Reihe besteht aus drei auf abwechslungsreichen Programmkonzepten beruhenden Konzertveranstaltungen. Den Anfang machte am 26.03.25 ʽBach’, am 08.07.25 folgt ‚Bilder einer Ausstellung’ und ʽHeute’ bildet am 24.11.25 den Abschluss. Den Klavierpart spielt Uhlig auf dem derzeit einzigen für den Konzertgebrauch präparierten Duplex-Flügel. 

Sicherlich werden diese Konzerte zu besonderen Ereignissen, die man sich nicht entgehen lassen sollte!