CD-Aufnahme „Grieg | Sibelius“
Aus Entfernung wird Nähe
Die neue CD des Konzerthauses Kammerorchester Berlin stellt Musik für Streichorchester von Edward Grieg in den Mittelpunkt. Musik für Streichorchester von Edward Grieg? Ja, neben der durchaus berühmten Suite im alten Stil op.40 („Aus Holbergs Zeit“) existiert z.B. auch noch ein Arrangement des Streichquartetts g-Moll op.27 aus der Feder des Komponisten. In dieser Fassung des Werkes, welches wohl zu Griegs ambitioniertesten Stücken gehört, kommt die quasi symphonische Anlage besonders eindrücklich zur Geltung. Einem Selbstzeugnis zufolge, will Grieg hier nicht weniger als „einen großen geistigen Kampf“ ausgetragen haben.
Deutlich bescheidener in Umfang und Anspruch nimmt sich dagegen der musikalische Beitrag von Jean Sibelius aus, der das Album auf charmante Weise abrundet. Allerdings handelt es sich bei der kleinen Suite für Violine und Streichorchester op.117 um des Meisters letzte vollendete (und noch für veröffentlichungswürdig befundene) Komposition. Danach verabschiedete sich Sibelius in den selbst gewählten Ruhestand, den er – bis zu seinem Tod im Alter von knapp 92 Jahren – auch volle 27 Jahre genießen durfte.
Im Zusammenhang mit dem Projekt führte der Aufnahmeproduzent Philipp Nedel ein Interview mit der Konzertmeisterin des Orchesters (Sayako Kusako) durch. Auf die Frage, ob es denn für sie einen besonderen Ansatz für die Interpretation „nordischer Musik“ gebe, antwortete sie:
„Diese Musik begeistert mich nicht nur, weil sie von nordeuropäischen Komponisten ist. Aber auch für sie gilt: Ich bin nun mal Japanerin und meine gefühlte Entfernung zur großen europäischen Musik, zu Mozart, Beethoven, Debussy und eben auch Sibelius oder Grieg, ist jeweils gleich groß. Und doch kann ich mich der Musik annähern, wenn ich mich mit der Kultur und der Mentalität der jeweiligen Region, in der der Komponist aufwuchs, beschäftige und sie auf meine Art begreife. Und für mich ist Sibelius oder Grieg zu studieren nicht weniger faszinierend, als Bach, Debussy oder Mozart zu studieren. Bei allen wird dann aus Entfernung Nähe.“
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