Presse
Finden Sie nachstehend projektbezogenen Informationsunterlagen, Links und ausgewählte Veröffentlichungen.
Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben – so heißt es landläufig. Wie viel Wahrheit tatsächlich in dieser Redewendung steckt, ist nur schwer zu ermessen. Zumindest im Fall des tschechischen Komponisten und Pianisten Karel Reiner (1910-1979) trifft sie in einer ganz besonderen Weise zu. Denn mit Reiners Musik ist einer der eindrucksvollsten Siege dokumentiert, den man sich überhaupt vorstellen kann.
Als Schüler von Alois Hába und Josef Suk wurde der noch relativ junge Komponist zunächst ein wichtiger Teil des vitalen Prager Musiklebens der 1930er Jahre. Doch der Erfolg war hier nur von kurzer Dauer. Nach der nationalsozialistischen Okkupation untersagte man Reiner als Jude das öffentliche Musizieren. Er ließ sich davon jedoch nicht unterkriegen. In geheimen Hauskonzerten spielte und wirkte er weiter, stets bedroht von möglicher Denunziation. Bald darauf kam es allerdings zu seiner Deportation: zuerst nach Theresienstadt, später brachte man ihn nach Auschwitz und außerdem nach Dachau. Als Überlebender dieser berüchtigten Konzentrationslager – und insofern als ein veritabler „Sieger“! – kehrte Reiner 1945 schließlich nach Prag zurück, wo er sich nun auch kulturpolitisch engagierte, unter anderem im tschechoslowakischen Komponistenverband. Reiners Integrität als Person und Künstler geriet ein zweites Mal in große Gefahr bzw. erlitt schwerwiegende Folgen, als er nach der gewaltsamen Niederschlagung des „Prager Frühlings“ mit der kommunistischen Obrigkeit brach und aus der Partei (KP) austrat. Erneut verschwanden seine Werke aus dem öffentlichen Konzertleben. Und wiederum begehrte Reiner (innerlich) gegen das Schicksal auf. Bis zu seinem Lebensende schrieb er Musik, geriet aber weitgehend in Vergessenheit.
Umso verdienstvoller ist also die Doppel-CD des deutschen Pianisten Moritz Ernst, die am 26. September 2025 beim Label NEOS Music veröffentlicht wird. In einer Weltersteinspielung legt er sämtliche Klavierwerke Karel Reiners vor. Im Zentrum steht dabei ein Werk, das symbolischer kaum sein könnte: die zweite Klaviersonate op. 35, ein erstaunlich optimistisches Stück, das 1942, inmitten des Grauens, entstand und welches den Untertitel „Vítězství“ – „Sieg“ – trägt. Damit gibt Ernst uns ein berührendes musikalisches Zeugnis eines Überlebenden und erzählt dessen Lebensgeschichte. Eine Geschichte, die von einem Sieger geschrieben wurde.
Finden Sie nachstehend projektbezogenen Informationsunterlagen, Links und ausgewählte Veröffentlichungen.