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Die Mezzosopranistin Alice Lackner und der Pianist Philip Mayers zeichnen mit der ersten Gesamteinspielung von George Antheils Liedern ein klingendes Porträt dieses amerikanischen Komponisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Von schlimmen oder sogar schlimmsten Momenten bleiben auch die Leben von Künstlern nicht verschont. Es sind dies jene Momente, in denen Träume zerplatzen, Hoffnungen schwinden und alle Mühen plötzlich als sinnlos erscheinen. Eventuell tun sich aber (individuelle) Wege auf, aus solcher Dunkelheit wieder herauszutreten. Der Weg, den der amerikanische Komponist George Antheil (1900–1959) seinerzeit fand, war sicherlich besonders erstaunlich.
Voller Enthusiasmus und mit einer stattlichen Sammlung eigener Werke im Gepäck kam Antheil 1919 aus Trenton/ New Jersey nach New York, um Schüler des renommierten Komponisten Ernest Bloch (1880-1959) zu werden. Doch die erhoffte Zusage blieb aus: Bloch beurteilte Antheils frühe Kompositionsversuche als „leer und prätentiös“ und wies den jungen Musiker ab. „Ich erinnere mich noch gut an die Rückfahrt nach Trenton – das war eine meiner verzweifeltsten Stunden“, schrieb Antheil später. „All die Jahre des Studiums, und dann sagte mir der Mann, den ich am meisten bewunderte, dass er nichts von meinem Talent hielt!“
Unverrichteter Dinge kehrte Antheil also nach Hause zurück, unternahm lange Radtouren auf dem Land und vertiefte sich dabei in Gedanken über seine weitere Zukunft. Eines Tages wurde er allerdings auf einige Gedichte von Adelaide Crapsey aufmerksam. Während er sie las, hörte er plötzlich „eine seltsame Musik, die sie begleitete“. Er versuchte, die Musik festzuhalten, und komponierte so völlig unerwartet einen Zyklus, der später als Five Songs for Soprano and Piano after Adelaide Crapsey veröffentlicht werden sollte. Ausgerechnet mit diesen ungewöhnlichen Liedern wagte er noch einen zweiten Anlauf bei Bloch, der nun tatsächlich von Erfolg gekrönt war. Bloch nahm Antheil ohne Zögern in seine Klasse auf!
Vieles im Leben von George Antheil unterlag dem Prinzip der ständigen Veränderung. Man kann dies leicht an den diversen Aufenthalts- bzw. Wohnorten (erst in den USA, dann in Europa und schließlich wieder in den USA), den Kollegen und Freunden (von Igor Strawinsky und Erik Satie über Jean Cocteau und Ernest Hemingway bis hin zu Pablo Picasso), Stilpräferenzen und Kompositionstechniken (von futuristischer ’Maschinenmusik’ zum Neuromantizismus) oder überhaupt seinem Selbstverständnis als Musiker (er sah sich ausdrücklich als ’Bad Boy of Music’) festmachen. Eines blieb darüber jedoch konstant; nämlich Antheils Verbundenheit mit dem Lied/ Klavierlied. Ob einzeln oder in Zyklen angelegt, begleitete ihn dieses Format ein Leben lang und seine Lieder dokumentieren – vergleichbar mit musikalischen Tagebuchnotizen – seinen Werdegang auf sehr aufschlussreiche Weise.
Ab November 2025 wird dieses 'musikalische Tagebuch' endlich in seiner ganzen Vielfalt hörbar sein. Das niederländische Label Brilliant Classics bringt dann eine Doppel-CD mit sämtlichen Liedern Antheils, interpretiert von der deutschen Mezzosopranistin Alice Lackner und dem australischen Pianisten Philip Mayers, heraus. Gleich zu Beginn der ersten CD stehen übrigens die besagten Five Songs after Adelaide Crapsey…und mögen uns daran erinnern, dass manchmal gerade aus den bittersten Niederlagen die fruchtbarsten Anfänge erwachsen.
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